Koehle 2 red

Ein Bericht von Martin Köhle

Wer früher als Regattasegler an den Gardasee kam und nach dem Wind fragte, der war sofort als Greenhorn identifiziert: In der Früh kam der Nordwind - für Einheimische Pelèr, für alle anderen Vento - und um halb zwölf gab es Südwind, die Ora. Basta.

Das ist heute nur noch selten so. Als wir den Hafenmeister Gerard der Fraglia Vela Malcesine wegen der aktuellen Windbedingungen interviewten, zuckte er nur mit den Schultern und meinte „vediamo“, was in Fußballkaiserdeutsch bedeutet: "Schau'n mer moi“.

Der Alpenpokal der H-Boote fand heuer ungewöhnlich früh im Jahr statt, eigentlich ist das letzte Juliwochenende der Standardtermin, für 2019 war aber schon der 13. bis 15. Juni angesetzt und wie jede Terminänderung führte auch diese zu einem relativ bescheidenen Meldeergebnis von nur 15 Booten. Allerdings waren viele aus der Ranglistenspitze vertreten, sodass die Wettfahrten anspruchsvoll wurden.

Am Donnerstag, nach liebevoller Begrüßung der Teilnehmer durch Präsident Gianni Testa, einem alten Freund der Flotte, und in Anwesenheit nahezu aller Spektabilitäten Malcesines ging es hinaus zur ersten Wettfahrt. Klassische Ora-Bedingungen: Sonne, Südwind, 3 bis 4 bft. Alle waren glücklich, das ist richtig Gardasee. Und Thilo Beuster vom Scharmützelsee zeigte mit zwei Ersten und einem Fünften der Konkurrenz, wo der Hammer hängt. Dirk Stadler, SRS, und Fips Ullherr, CYC, blieben in Lauerstellung, Martin Köhle, CYC, war nach einer von ihm verschuldeten Kollision mit nachfolgenden Reparatur-dncs schon ans Ende der Einlaufliste verbannt, wo er auch bleiben sollte.

Am Freitagmorgen blieb erst mal der eigentlich fällige Nordwind aus, das Gebirge im Norden hing voller Wolken, das übliche thermische Windsystem war damit außer Funktion. Am Nachmittag setzte noch ein wenig Ora ein, es reichte so mit Ach und Krach zu einer Wettfahrt – und das war es dann auch. Immerhin wurde es bei dem Kampf um die Spitze wieder interessanter, die drei Hauptkonkurrenten waren näher zusammen gerückt.

Am Samstagmorgen dann Nordwindbedingungen, Vento also, wenn auch relativ schwach. Der Up- and Down-Kurs ging über zwei Runden, am Ende der zweiten, bei der Lee-Tonne, spiegelte das Wasser schon beim Einlauf des Ersten, der Elsner-Crew vom Wannsee. Für die Folgenden wurde die Flaute immer ausgeprägter und die Platzierungen zum Topfschlagen. Immerhin ließ die früh einsetzende Ora auf einen sportlich Nachmittag hoffen, uns so wurde es auch. Es folgten zwei schöne Races mit überraschenden Winddrehern, die die gängigen Bahnregeln immer wieder außer Kraft setzten. Alles in Allem war es reines Genusssegeln, das die Wettfahrtleitung leider nach insgesamt sieben der acht ausgeschriebenen Rennen beenden musste. Die letzte Startmöglichkeit war in der Ausschreibung so eng beschrieben, dass nach dem Einlauf des Ersten keine Chance war, noch einmal zu starten. Immerhin hatte der letzte Lauf die Dinge geklärt: Thilo Beuster beendete die Serie mit einem Laufsieg vor Dirk Stadler, Fips Ullherr kam als Siebenter ins Ziel – damit waren die Stockerl-Plätze vergeben.

Also Ende einer insgesamt spannenden, dank der Professionalität des Veranstalters zugleich entspannten Serie. Es wurde in aller Ruhe ausgekrant, derweil die Ora immer noch Wellen produzierte, „eigentlich hätte man doch noch …“. Am Abend dann Siegerehrung, die Crew um Thilo Beuster mit Wolfgang Karg und Frank Weinert wurde ausgiebig gefeiert, ebenso die Zweiten Dirk Stadler, Tim Nolden und Dirk Wüstenberg vom Simssee und die Dritten Fips Ullherr, Stefan Freitag und Bernd von Hörmann vom Chiemsee Yacht Club. Alles in Allem ein schöner Erfolg für die Flotte Chiemsee-Simssee.

Am Wochenende darauf folgte dann auf der Fraueninsel die H-Boot-Trophy, sie wurde zum fünften Mal ausgetragen und wie immer bangten Veranstalter und Flottenleitung um die Mindestteilnehmerzahl. Zunächst sah es eigentlich gar nicht so schlecht aus, 13 Meldungen schienen eingegangen zu sein. Dann kamen die Absagen wegen Krankheit und Personalproblemen und die Liste reduzierte sich auf 10, das absolute Minimum für die Gültigkeit einer Ranglisten-Regatta. Dabei ist die idyllische Fraueninsel eigentlich zum Seglerparadies prädestiniert. Die Mehrzahl der Teilnehmer war schon am Freitag angereist, um den stimmungsvollen Vorabend mit zu erleben, einige kamen sogar mit ihren Wohnmobilen, für die der Wassersportverein Fraueninsel den Transfer mittels Fähre organisiert hatte.

Am Samstag dann die erste Wettfahrt. Der Schönwetterwind wehte aus Ost, es sah gut aus. Ein Quartett aus dem Vorjahressieger Fips Ullherr, CYC, Dirk Stadler, SRS, Hannes Heinz vom Tegernsee und Flottenoldie Martin Köhle, CYC, konnte sich schon nach der ersten Kreuz absetzen, wobei Dirk Stadler und Martin Köhle ziemlich gleichauf lagen. Auf dem zweiten Spigang hatte dann die Köhle-Crew das Glück auf ihrer Seite, sie konnte den geringen Vorsprung, den sie gegenüber ihren Konkurrenten erreicht hatte, knapp ins Ziel zu retten. Die Stadlermannschaft wurde Zweiter, Köhles Clubkamerad Fips Ullherr mit Peggy und Stefan Freitag Dritter und den Tegernseer um Hannes Heinz blieb der undankbare vierte Platz.

Das war es aber auch schon. Der Ostwind verabschiedete sich und blieb auch am Sonntag verschwunden. So wurde Martin Köhle mit Christoph Herrmann, RCO, und Stefan Roth, BSCF, Sieger der H-Boot-Trophy, musste den Wanderpreis aber ungraviert lassen, dazu wäre zwei Wettfahrten erforderlich gewesen.

Insgesamt waren es für die hiesige H-Boot-Flotte zwei erfreulich verlaufene Serien.

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