H Boot Traunsee

Gottlieb Pesendorfer, der Chef und Mentor der österreichischen H-Boot-Flotte, war hell begeistert: Eine Dame als Sieger bei der Internationalen Österreichischen Staatsmeisterschaft hatte es noch nie gegeben.

Männer ja, auch Eikes eigenen Ehemann, hatte man auf dem Siegertreppchen vermutet, aber eine Dame? Vollständige Emanzipation in der H-Boot-Flotte, wer hatte das gedacht? Schließlich ist es mehr als dreißig Jahre her, seit eine Steuerfrau (das war die Berlinerin Maria Busch) das Feld aufmischte. Ein ungewohntes Bild: Während Mutter Zauner (YCSS) mit ihrer Crew Basti Henning (MYC) und Frederick Schaal (SMCUe) den üblichen Verdächtigen das Leben schwer machte, spielte Peter Zauner, der (eigentlich) aktuelle Langlisten-Erste, mit seinem 15 Monate alten Sohn Karl auf der Wiese, wechselte Windeln und erledigte alles, was halt sonst noch so anstand.

Coronabedingt war die Staatsmeisterschaft der H-Boote, die traditionellerweise am Himmelsfahrt-Wochenende am Traunsee stattfindet, zunächst gecancelt und später dann mit einer Ranglisten-Regatta in Ebensee zusammengelegt worden. Ausnahmsweise durfte die Meisterschaft an nur zwei Tagen, am 12. und 13. September 2020, stattfinden, allerdings wurden acht Wettfahrten ausgeschrieben, ein anspruchsvolles Programm für ein kurzes Wochenende. Immerhin zeigte sich der See von seiner besten Seite mit Sonne und gut segelbarem „Niederwind“ aus Nord mit drei bis 4 bft.

So hatte Wettfahrtleiter Reinhard Kreuzer wenig Mühe, für die 19 Starter am Samstag vier Wettfahrten durchzubringen. Bei der ersten untermauerten Christian Spießberger mit Gerhard Schlipfinger (beide SCA) und Klaus Mannhardt (SCK) ihren Anspruch als Lokalmatadore, Eike Zauner und Dirk Stadler, SRS, (mit Olli Melzer, SCS, und Roman Juchi, YCA) blieben ihm aber auf den Fersen. Fips Ullherr mit seiner Crew Bernd von Hoermann (beide CYC) und Stefan Röttcher, SCH, erreichten Platz fünf, Hans Dinzenhofer mit Sebastian Mayer und Michaela Simon (alle SRS) hielten sich mit einem Neunten gut im Mittelfeld, während wir – Martin Köhle, CYC, Poffer Herrmann, RCO, und Stefan Roth, BSCF – Mühe hatten, uns mit Platz 14 die rote Laterne zu ersparen.

Fips Ullherr ließ sein neu erworbenes, allerdings nicht ganz neues Boot, die GER 1666, am Traunsee ohne es vorher mal gesegelt zu haben zu Wasser, ein sehr optimistisches Unterfangen, denn prompt riss ihm in der zweiten Wettfahrt das Fockfall und der Samstag und alle Ambitionen auf einen vorderen Platz waren dahin. Um die rauften sich die bereits erwähnten drei Boote in unterschiedlicher Konstellation, wobei Gottlieb Pesendorfer mit Max Huemer und Rudolf Schmidsberger (alle SCE) in der dritten Wettfahrt nach einer (unverschuldeten) Kollision ihren Mast verloren und betrübt ausgeschieden war.

Am Abend dann, mit gehörigem Abstand von Tisch zu Tisch, das Segleressen. Typisch Österreich: Schweinsbraten, Semmelknödel und Kraut, danach Marillen- und Topfenkuchen. Eigentlich alles gut, aber irgendwie kam dann doch keine rechte Stimmung auf. Das Virus ist halt ein erfolgreicher Stimmungstöter.

Am Sonntagvormittag erst mal Warten auf Wind, genauer auf den thermischen Niederwind. Da ging es den H-Boot-Seglern nicht anders als den unzähligen Kitern, die in der Bucht nebenan schon seit Tagen den See unsicher machten. Dann endlich kam er, etwas weniger kräftig als am Vortag, dafür immer wieder recht launisch. Schönes segeln, bei dem manches Mal auch recht gewürfelt wurde. Immerhin Sonne und Wind – was will man mehr.

Am Schluss wurden es noch einmal drei Wettfahrten, es fehlte also eine zum Maximum und zum zweiten Streicher. Mit zwei ersten und einem zweiten Platz sicherte sich Eike Zauner den Internationalen Gesamtsieg, Zweiter – und damit nationaler Österreichischer Meister - wurde Christian Spießberger, Dirk Stadler vervollständigte das Stockerl als Dritter.

Ein wunderschönes Segelwochenende im gastfreundlichen Segelclub Ebensee ging zu Ende, Präsident Franz Lackerbauer bedankte sich bei allen Helfern, zuvörderst bei der Küche, dann bei Wettfahrthelfern und Schiedsrichtern, Petrus allerdings ließ er aus. Die Flotte Chiemsee-Simssee war gut vertreten, von den fünf deutschen Startern kamen vier aus unserer Flotte, wir hoffen natürlich, dass nächstes Jahr unsere Regatten einen ähnlich großen Zuspruch bei den österreichischen Freunden finden.

Ergebnisse auf www.scebensee.at/uploads/tx_sceregatta/H-Boot_IOESTM_01.pdf