54 Trofeo Gorla Start
Start zur Gorla 2020

Unser Mitglied Thorsten Brandt, Eigner der "INNOV8!", berichtet über seine "gemischten" Erfahrungen bei der Gorla und der Cento 2020 am Gardasee.

Ende August ging die Code 8 „INNOV8!" an den Gardasee zum Circolo Nautico Aqua Fresca, wo sich die Crew um Karin Hamacher und Thorsten Brandt mittlerweile seit 2014 mit wechselnden Schiffen auf beide große Regatten vorbereitet.

Nach einer guten Trainingswoche und viel Trimmarbeit für völlig anderen Wind als am Chiemsee machten sich die beiden mit Steuermann Martin Schedo, Taktiker Peter Lutz und Techniker Bernhard Nowosad vom YCU um 06:30 bei eher „durchschnittlichen“ Bedingungen - Gewitter im Anmarsch, „Nordhack“, über 1m Welle, Regen - zum Start nach Bogliaco auf, um unterwegs zu hören, dass dieser - erstmals seit 2014 - um eine Stunde verschoben wurde, um „abzuwettern“.

Eine beeindruckende Flotte tummelte sich dort: die Clan des Team (Libera A, Leitern, 14er Crew), 2 Kats „X-treme 40“ der Super Sail Academy (die jedes Jahr 1st ship home unter sich ausmachen und daher am Start ganz entspannt hinter der Meute warten, bis das Getümmel weg ist), viele Asso 99, Maxi-Dolphins, eine Brenta 42, die „Sonnenkönig“ (Farr 40), die GoNet und zwei weitere F69 Carbon Foiler, eine ICE 33 aber auch viele „normale“ Schiffe.

Die Startverschiebung war zwar richtig, aber nur die Gewitter verzogen sich, der Rest blieb. Von fast 90 Booten wollten ca. 60 Skipper 20 m vom Startschiff beginnen - wir haben uns mal raus gehalten und starteten mäßig als 44.

Boot und Taktik stimmten aber und nach ca. 3 Stunden, einer kurzen Flaute und der sich heiß durchsetzende Sonne bei Malcesine kam sehr früh die Ora, die uns mit Gennakker zügig zur ersten Tonne kurz vor Riva wehte, die wir bereits als 9., direkt hinter dem alten Fuchs Prinz Luitpold von Bayern umrundeten. Kats und Libera waren da zwar längst auf dem Rückweg aber selbst die 42er Brenta, die Ice und die Foiler segelten um uns herum.

Dann die Entscheidung: Westufer (Flaute) oder Ostufer - etwas Wind. Wir entschieden uns für letzteres, Prinz Luitpold und andere dagegen… so kam es, dass wir auf der Kreuz gen Süden fuhren, die am Westufer bekamen plötzlich Rückenwind und waren mit Spi unterwegs… und wir an Tonne 2 in Assenza wieder zurück gefallen…

Nachmittags ab der Isola di Trimelone strengte sich die Ora dann richtig an und machte dem „Vento“ (Nord) alle Ehre: Welle, Dreher, Böen um 35 Kn - die Tonne am Ufer war kaum zu erreichen. Viele gaben auf, wir „arbeiteten“ im 2. Reff und ohne Fock weiter… und siehe da: in unserer Klasse für Boote < 9 M belegten wir zurück in Bogliaco nach gesegelter Zeit Platz 2 hinter einer Brenta 30, die immerhin 4 Fuß mehr hat.

Die Freude war riesig, trotz des Fehlers mit dem Ostufer, denn wir waren bei den Bedingungen so mit uns beschäftigt, dass wir etwas den Überblick verloren hatten, zumal unser Tracker mangels Akkulaufzeit stumm war.

Die Siegerehrung / Pressefoto kam zwei Tage später - wegen CoVid alles hübsch separat - mit dem Hinweis, dass bei der Centomiglia nur noch ein Platz nach oben fehle, den man uns wünschte…

DRZ5179 redv.l.n.R: Tristan Michels (Centomiglia), Karin Hamacher, Thorsten Brandt, Martin Schedo, Bernhard Nowosad, nicht im Bild: Peter Lutz (Gorla)

… gesagt getan, die Woche gut trainiert, Boot gerichtet, Trimm optimiert, am Start etwas forscher gefahren, sich über Wetter, Wind und Welle gefreut, die diesmal passten und mit durchschnittlich 6 kn upwind gesegelt. Als wir nach knapp zwei Stunden schon auf den früh einsetzenden Südwind spekulierten, der uns per Gennakker weiter vor liftet, kam das jähe Ende:

Wir fuhren auf Backbord Bug. Einem Italiener - auf Parallelkurs 50 m von uns entfernt in Lee - kamen wir seit 20 Min immer näher; er musste uns gesehen haben - dachten wir. Als wir ihn erreichten, wendet er unvermittelt, obwohl das Ufer noch weit weg war. Auf „Raum“ (Aqua) Rufe und Pfiffe fiel er zunächst ab, so dass wir Kurs hielten. Aber dann luvte er an - vielleicht wollte er keine Höhe verschenken oder dachte, er kommt noch drüber… und das Manöver des letzten Augenblicks endete durch seinen Einschlag in unsere Backbordseite…

Loch

Aufgrund der Wellen fürchteten wir Wassereinbruch und mussten aufgeben. Zurück ins Aqua Fresca, Protest, Schadensmeldung, Begutachtung, Telefonate, Papierkrieg, Versicherungskram - alles, was am Segelsport so richtig Freude macht - und der Ärger über den erzwungenen Abbruch einer gut laufenden Regatta, war doch der Ehrgeiz nach dem zweiten Platz der Vorwoche richtig angestachelt… Es war auch nur ein schwacher Trost, dass es z.B. die Sonnenkönig mit Mastbruch schon früher erwischt hatte. Aber gut:

die Jury der Protestverhandlung in Bogliaco fällte zügig ein eindeutiges Urteil und disqualifizierte den Italiener wegen grobem Fehlverhalten. Das Boot muss in der Werft in Campione zur Reparatur des großen Loches bleiben - dann kommt die Winterzeit und eine seltsame Segelsaison 2020 endet, bevor sie richtig begonnen hat …Der Frust Absacker am Abend fiel dann etwas größer aus…

Aber wie heißt es so schön: es könnte schlimmer kommen: alle waren körperlich wohlauf. Und nur das zählt wirklich!