Team mit Jugendcracks nicht zu schlagen

 6. Bayerische Opti Team Race Meisterschaft
Den Gegner unter Kontrolle halten heisst auch, zwischen ihm und seinem Ziel zu liegen - und keine Nähe scheuen - Foto © 2011 M.Blum

Spannender als bei der Bayerischen Team Jugendmeisterschaft kann Segeln weder für Segler noch für Zuschauer sein, und das obwohl der "Opti" das kleinste und damit langsamste Boot ist. Doch die Hoffnungsträger der nächsten Segelgeneration zeigen den Alten, dass sie ihre Lektion gelernt haben. Erwartungsgemäß gewann ein Team, das einige Cracks über Club- und Landesgrenzen zusammengefangen hatte: "Let's Fetz" mit dem amtierenden Deutschen, Schweitzer und Österreichischen Optimeister Marvin Frisch mit 11 Matchsiegen.

Teamrace ist eine Disziplin, die im Rahmen der Einzel-Weltmeisterschaften durchgeführt wird. Dabei meldet jede Nation ein oder mehrere Teams mit vier Booten. Zwei Teams starten auf einem relativ kleinen Rechteckkurs um das Startschiff direkt gegeneinander. Dabei werden alle Paarungen hintereinander gestartet, so dass bei den zwölf am Chiemsee angetreteten Mannschaften sechs Matches gleich hintereinander auf der Strecke sind. Innerhalb der Matchpaarung gewinnt das Team, das als Gesamtes früher im Ziel ist. Dazu wendet man alle Regeln des Segelns an, um legal den Gegner zu verlangsamen (z.B.: Wind wegnehmen) oder in Bedrängnis zu bringen (so dass er einen Frühstart oder eine Regelwidrigkeit begeht) und eine Ersatzstrafe bekommt.

Fast bei jedem Match war ein Schiedsrichtermotorboot in der Nähe. Die jungen Segler, die bei so einer Veranstaltung zum ersten Mal teilnahmen, wurden oft gerügt, ohne dass sie sich zuvor ihrer Schuld bewusst waren. So meinte einer resigniert: "Woher soll ich denn all die Regeln immer wissen, die sich die Erwachsenen seit 100 Jahren ausdenken?!". Während an anderer Stelle, bei den großen Cracks, das Auftauchen der Schiedsrichter sofort eine positive Verhaltensänderung zum konzentrierten und "braveren" Segeln bewirkte.

6. Bayerische Opti Team Race Meisterschaft
Nochmal eng wird es an der vorletzten Boje des Matches - als nach einer Winddrehung die jungen Segler des vereinsinternen Matches Deutscher Touring Yacht-Club "D" gegen "J" erst auf die falsche Boje gesegelt sind und so die Hinteren wieder ins Spiel kommen - Foto © 2011 M.Blum

Der einladende Chiemsee Yacht Club und sein Wettfahrtleiterteam um  Sepp Resch hatten großes Wohlwollen des Wetters: Am zweiten Tag, als die letzten Rennen der Vorrunden und das Finale gestartet wurden, blies ein wunderschöner Ost-, dann Nordostwind direkt auf den Chiemsee Yacht Club zu. So platzierte Resch den Startprahm direkt vor den Augen der mitfiebernden Eltern und Fans vor den Stegen und startete auf den See hinaus. Alle Startplätze waren mit guten Teams belegt. So wurde in den Vorrunden eine Rangfolge ermittelt, nach der dann noch in Finalläufen der erste, zweite, dritte und vierte Platz bestätigt oder erkämpft werden musste. Bis auf die des gewinnenden Teams haben sich alle Teilnehmer für ihre Clubs oder für ein Team aus zwei Clubs aus ganz Bayern aufstellen lassen: Münchner Yacht-Club/Münchner Ruder- und Segelclub, Deutscher Touring Yachtclub, Segelclub Chiemsee Feldwies/ Bernauer Segelclub Felden, Seebrucker Regattaverein, Segelclub Breitbrunn am Chiemsee, Ammerlander Segelclub, Yachtclub Seeshaupt Starnberger See und Chiemsee Yacht Club.

6. Bayerische Opti Team Race Meisterschaft
Teamsegeln heisst auch, dass ein Guter des einen Teams einen Guten des anderen Teams deckt: Marvin Frisch (A1, Deutscher Meister) passt auf Luaks Hesse (H1) auf, während seine Teamkollegen an der Leeboje eine Mauer aufbauen - Foto © 2011 M.Blum

Bemerkenswert war das Auftreten der erst vor kurzem von Herta und Wolfgang Reger  ins Leben gerufenen großen Jugendtrainingsgemeinschaft des Segelclub Breitbrunn am Chiemsee. Gleich auf Platz drei fuhren die vier Christopher Hörr, Vincent Birner, Julian Linder und Niklas Kössel und untermauerten die großartigen Trainingsleistungen der Breitbrunner. Mit vier Teams vom Chiemsee ist die Region an sich stark vertreten - die Konkurrenz muss schon "auserlesene" Segler zusammen legen, damit sie weiter nach vorne kommt. Platz zwei ging an die drei Burschen Christoph Glaser, Ben Ammann, Nils Sternbeck mit ihrem Mädel Theresa Heilingbrunner vom Yachtclub Seeshaupt am Starnberger See. Die vorderen "coachten" die Hinteren mit taktischen Vorschlägen und damit, dass sie deren Gegner wiederum in Bedrängnis brachten.

Die Sieger Hamann Daniel, Wolter Christian, Schwenk Christina um den landesweit bekannten Marvin Frisch segelten schon in einer anderen Dimension. Da nahmen sich die taktisch versierten die besseren Gegner vor und blieben immer zwischen diesen und der nächsten Bahnmarke. Oder drückten sie (absoult regelkonform) auf eine extreme Seite der Bahn. Oft erreichte das Team "A" mit drei oder vier Booten vorne die letzte Boje. Doch nicht einmal da überliessen sie dem Zufall eine Chance: "Verteilt euch auf der Kreuz" rief einer und schon war die Mauer vor dem Ziel aufgebaut, die den Gegnern selbst bei starken Winddrehern keine Chance mehr gelassen hat. Alle Mannschaften profitierten in dem System vom Wissen ihrer besseren Segler und diese wiederum von den Einlagen der besten Teams. Die Bayerischer Team Jugendmeisterschaft ist ein Training, Erfahrungsaustausch und Kräftemessen auf einem Niveau weit vor den meisten "erwachsenen" Klassen.


zur Ergebnisliste
Fotostrecke
 


 

Vorbericht

6. Bayerische Opti Team Race Meisterschaft
Alle zwölf Startplätze bereits vergeben (Vorbericht)
Text: © 2011 Martin Blum

6. Bayerische Opti Team Race Meisterschaft
Schon der Start sieht bei der Teammeisterschaft ein wenig anders aus als sonst: Es ist wichtiger, einen der Gegner klar zu kontrollieren, als bei "Null" über die Linie zu flitzen - Foto © 2011 M.Blum

Alle zwölf Startplätze sind dieses Jahr schon vergeben - namhafte Teams aus ganz Bayern, gebildet von Kaderseglern, Clubmannschaften oder Trainingsgemeinschaften. Teamsegeln steht hoch im Kurs. Ab Samstag 11:00 Uhr werden die Bayerischen Meisterschaften, initiiert um als Nation an Weltmeisterschaften mit mehr Erfahrung anzutreten, vor dem Chiemsee Yacht Club im südwestlichen Teil des Chiemsees stattfinden.

Jeweils vier Kinder und Jugendliche bilden mit ihren Booten, den Optis, ein Team. Es gilt als Gesamtes früher über der Ziellinie zu sein, was zu taktischen Ausbrems- und Kontrollmanövern über einen oder mehre Gegner führt. Jeweils zwei Teams segeln erst in einem Gruppenverfahren, dann im KO-System gegeneinander. Mehrerer solcher Teamduelle "Fleets" sind gleichzeitig auf der Strecke, so ist allerhand los auf der Regattabahn, die im Rechteck um das Startschiff gelegt ist. Gerade vom Chiemsee und Simssee sind einige hoffnungsvolle Mannschaften am Start.